In einer immer komplexer werdenden Welt sind Mittel willkommen, die aufzeigen, wie „den roten Faden des Lebens (wieder)entdecken“, um den Menschen und Gott neu und offener begegnen zu können. Mit der vorliegenden Schriftensammlung von Pater Théo Klein ist ein solches Hilfsmittel gegeben. Langjähriger Krankenhausseelsorger, dann fünf Jahre lang Pfarrdechant, jetzt geistlicher Begleiter für angehende Diakone sowie für ältere Ordensleute und Priester hat der Clairefontainer Herz-Jesu-Priester, auch ständiger Mitarbeiter von „Heimat und Mission“, seinen priesterlichen Dienst stets durch Schriften erläutert und vertieft.
Die hier gesammelten Beiträge wollen vor allem auf die Schönheit des christlichen Glaubens aufmerksam machen, um dann auch auf das Heilvolle dieses Glaubens einzugehen. Anhand der Bibel, der Theologie, der Konzilsdokumente und der großen päpstlichen Schreiben stellt Pater Klein den kirchlichen Glauben in einer dem heutigen Menschen zugänglichen Sprache vor und veranschaulicht ihn ganz konkret durch das Leben zahlreicher bekannter und unbekannter Glaubenszeugen. Die Kirche erscheint so zurecht „als gütige Mutter und weise Begleiterin“, die dafür Sorge trägt, dass die ökumenischen Bemühungen nicht erlahmen, denen sich Pater Klein durch seinen einstigen Lehrer Kardinal Kurt Koch sehr verpflichtet weiß, und dass die kranken und hilfsbedürftigen Menschen stets wie im Evangelium im Mittelpunkt stehen. So ist ein Kapitel hier dem Umgang mit Gesundheit und Krankheit gewidmet, das dazu führt, aus Fesseln von falschen Erwartungshaltungen zu befreien. Ein anderes Kapitel enthält Zwischenrufe gegen Beruhigungen und Abstumpfungen in unserer Gesellschaft, der es besonders heute aufgetragen sein muss, ökologische Sorge für unser gemeinsames Haus zu tragen, aber auch mit Gerechtigkeitssinn der Migrationswirklichkeit zu begegnen.
Um die Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten geht Pater Theo Klein auch auf aktuelle weltanschauliche Themen ein. Als Ordensmann schreibt er über seine Kongregation, die Herz-Jesu-Priester, und deren Spiritualität, die es ermöglicht „mit den Händen und dem Herzen die Schönheit des christlichen Glaubens zu ertasten“. Anbetung spielt dabei eine wesentliche Rolle, warnt sie doch vor zwei Holzwegen: dem der Gottlosigkeit, aber auch dem der Vergötterung unserer Welt, zwei Richtungen, die sicher dazu beitragen, den roten Faden im Leben zu verlieren.
Lesen ist für Pater Klein stets eine willkommene Horizonterweiterung. Wieso und warum, das zeigt er an einigen Buch-besprechungen, die er hier im letzten Kapitel zusammengetragen hat. Durch sie ist es möglich, sich mit den großen Herausforderungen der Welt auseinanderzusetzen. Man stellt fest, dass es Pater Klein vor allem um politische Themen geht, wie die Flüchtlingspolitik und das Integrieren der Migranten, aber auch um die Verteidigung der westlichen Werte, die auf dem christlichen Glauben und dem Evangelium gründen. Deshalb: „sei kein Spießer, sei katholisch!“, Titel eines der besprochenen Bücher.
Um den roten Faden im Leben (wieder)entdecken zu können, darf man den Schwierigkeiten nicht einfach aus dem Wege gehen. So scheut es Pater Klein auch nicht über Krankheit und Leid, über Unglück und Katastrophen, über Ungerechtigkeit und Bosheit, über Sünde und Tod zu schreiben. Er tut es, aus seinem Glaubenswissen und seiner langjährigen Erfahrung mit kranken und notleidenden Menschen heraus. Bei diesen, die er auf ihrem Lebensweg begleitet, hat er immer wieder feststellen können: „Die Stärke der Christen ist ihre Schwäche“, und „Liebe hat Zukunft“. Das Herz über dem Lebensweg auf dem Bild der Titelseite will darauf hinweisen.
P. Jean-Jacques Flammang SCJ